9 September 2025

Neue Karrierepfade finden

Karriereberaterin Margot Goverts

Aus der Flaute: Drei Wege, wie hochqualifizierte Professionals neue Karrierepfade finden können

Die Märkte sind in Bewegung – aber nicht in jedem Segment gleich.

Wer genau hinschaut, erkennt:

In klassischen Purchasing- und SCM-Rollen sind erfahrene Kandidaten ab 55+ kaum noch nachgefragt. IT-Spezialisten aus Indien, die mit der Automotive-Welle nach Europa gekommen sind, finden ohne Deutschkenntnisse auf C1-Niveau keine Anschlussbeschäftigung. Selbst Juristen mit Prädikatsexamen und internationaler Kanzleierfahrung geraten jenseits der 40 ins Stocken, wenn sie in derselben Liga bleiben wollen.

Diese Beobachtungen sind kein individuelles Schicksal, sondern systemische Muster. Und gerade deshalb lohnt es sich, die Wege aus der Flaute neu zu denken – pragmatisch wie visionär.

1. Purchasing & Supply Chain Management (55+)

Problem: Die Nachfrage nach klassischen Senior-Rollen ist gesättigt, Altersbias kommt erschwerend hinzu.

Ausweg:

Re-Framing: Positionierung als Mentor- und Interims-Manager, der Transformationserfahrung in Digital Procurement, Resilienz-Strategien und ESG-Compliance einbringt.

Moonshot: Aufbau von „Supply Chain Resilience Labs“ – Think Tanks mit Corporates und Start-ups, in denen erfahrene Praktiker die Brücke zwischen Disruption (KI, Blockchain, Reshoring) und Umsetzung schlagen.

2. Indische IT-/Automotive-Architekten ohne C1-Deutsch

Problem: Fachlich hochqualifiziert, aber sprachlich und kulturell nicht voll anschlussfähig im DACH-Markt.

Ausweg:

Pragmatisch: Investition in intensives Sprach-Coaching (C1 in 12–18 Monaten) und paralleler Aufbau von Referenzen außerhalb Automotive, z. B. im HealthTech- oder GreenTech-Sektor.

Moonshot: Aufbau von binationalen Brückenrollen – z. B. als Architekten für Nearshoring-Modelle zwischen Indien und Europa. Wer „zwei Welten spricht“, kann neue Geschäftsmodelle erschließen, statt nur in bestehenden Rollen zu verharren.

3. Juristen Mitte 40 mit Top-Kanzlei-Background


Problem: Hohe Eintrittshürden, enge Märkte, abnehmende Wechseloptionen innerhalb der Top-Ten-Kanzleien.

Ausweg:

  • Pragmatisch: Übergang in General Counsel- oder Head of Legal-Rollen in Konzernen oder schnell wachsenden Scale-ups, wo strategischer Weitblick wichtiger ist als billable hours.
  • Moonshot: Gründung oder Beteiligung an LegalTech-Ventures, die KI-gestützte Vertragsprüfung, ESG-Compliance oder Litigation Analytics skalieren. Hier lässt sich das Kanzlei-Know-how mit digitaler Zukunft kombinieren – und neue Märkte entstehen.

Was Sie daraus lernen können


Karrieren scheitern selten am Mangel an Kompetenz, sondern am Festhalten an alten Spielfeldern. Wer rechtzeitig umdenkt, kann auch in scheinbar „gesättigten“ Märkten neue Türen öffnen. Entscheidend ist:

  • Kompetenzen neu rahmen (vom klassischen Jobprofil hin zum Problemlöser und Brückenbauer).
  • Netzwerke in neue Richtungen öffnen (Start-ups, Mittelstand, internationale Cluster).
  • Moonshot-Denken zulassen – nicht nur kleine Schritte gehen, sondern auch radikal andere Optionen durchspielen.

Als Karriereberaterin begleite ich Professionals genau in solchen Umbruchphasen. Wenn Sie gerade selbst eine Marktflaute erleben:

Lassen Sie uns gemeinsam ausloten, wo Ihre Kompetenzen morgen echten Mehrwert stiften können.